Punktverteilung der zu transformierenden Punkte
Erstellt von Prof. Dr.-Ing. Bernd Teichert, B.Eng. Fabian Ettelt |

Vermessungskampagne in Tayma / Saudi-Arabien

Bereits seit mehreren Jahren unterstützt Prof. Dr. Bernd Teichert von der Fakultät Geoinformation die Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) Berlin bei Vermessungsarbeiten in verschiedenen archäologischen Grabungsgebieten. Hintergrund ist, dass archäologische Grabungen heutzutage digital in einem Geographischen Informationssystem gespeichert werden sollen. Hierfür ist es notwendig, dass alle Vermessungen in einem einheitlichen, globalen Koordinatensystem erfolgen. Bei neuen Grabungen wird daher in der Regel durch die Vermesser zunächst ein Grundlagennetz angelegt, in welches die Archäologen ihre Messungen später einbinden können.

In diesem Jahr kam der Ruf aus Tayma in Saudi-Arabien. Tayma, eine große Oase mit langer Siedlungsgeschichte liegt im Nordwesten der Arabischen Halbinsel an einem Abschnitt der berühmten Weihrauchstraße.  Hier fanden in den letzten 20 Jahren verschiedene archäologische Grabungen des DAI statt. Bei einer Erweiterung des Festpunktfeldes im Jahr 2020 stellte Prof. Teichert im vorhandenen Grundlagennetz Diskrepanzen fest, die nur im Rahmen einer Neumessung beseitigt werden können.

Daher begab sich Prof. Dr. Bernd Teichert gemeinsam mit dem Laboringenieur Fabian Ettelt vom 27. November bis 07. Dezember 2023 auf eine erneute Messkampagne in die Oasenstadt. Begleitet wurden sie dabei von Mitarbeitenden vom DAI Berlin.

Ausgestattet mit eigenem Fahrzeug und entsprechender Messtechnik (2 Emlid Reach RS2 vom DAI) konnten die DGPS Messungen beginnen. Das Hauptproblem bestand darin, die zum Teil 20 Jahre alten Vermessungspunkte früherer Grabungskampagnen wiederzufinden. Hinzu kam, dass die Genehmigungen zum Betreten der Archäologischen Gebiete zwar vorhanden waren, die verfügbaren Schlüssel jedoch nicht zu den Schlössern an den Toren passten. Somit waren etliche Punkte in den geschützten archäologischen Gebieten nicht erreichbar. Festpunkte im Stadtgebiet hingegen waren infolge umfangreicher Baumaßnahmen in den letzten 20 Jahren nicht mehr vorhanden. Letztlich konnten dennoch 16 alte Festpunkte gefunden werden. Für die anschließende Vermessung wurde auf einem bereits im Jahr 2020 exakt bestimmten Festpunkt eine eigene Basis-GNSS-Station aufgebaut. Die Messung der gefundenen Festpunkte erfolgte mit einem Rover. Im Anschluss wurden die Messungen direkt ausgewertet, um eventuelle Fehler zu eliminieren.

Neben dieser Hauptaufgabe, das Festpunktfeld neu zu bestimmen, konnten noch weitere Vermessungsleistungen erbracht werden. So verfügt das DAI über Luftbilder einer Befliegung von Tayma aus dem Jahre 2005. Für die Georeferenzierung dieser Luftbilder mussten Konturenpasspunkte bestimmt werden, d.h. Punkte, die sowohl in den Luftbildern als auch in der Örtlichkeit eindeutig identifizierbar sind. Bei einer sich so rasant ändernden Stadt stellte dies eine besondere Herausforderung dar. Eine weitere spannende Aufgabe bestand in der photogrammetrischen Aufnahme eines ca. 2500 Jahre alten Grabes mittels SfM (Structure from Motion).

Aber es stand nicht nur Arbeit auf dem Programm. So gibt es in der Altstadt von Tayma am bereits in der Bibel erwähnten großen Brunnen ein kleines Tourismuszentrum. Hier finden regelmäßig schauspielerische Darbietungen statt, um den Touristen die Stadtgeschichte näherzubringen. Bei einem arabischen Kaffee konnte das Team somit auch etwas Kultur erleben, bevor es wieder zurück nach Hause ging.

 

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